Der in Salzburg lebende Künstler Markus Kircher (*1970 in Salzburg) hat bereits in den frühen 1990er Jahren das Künstlerbuch für sich als Medium entdeckt. Oft verwendet er für seine Malereien, Collagen und Zeichnungen herkömmliche Notizbücher, doch auch gebrauchte Bücher finden Verwendung. Für die künstlerischen Arbeiten unter dem Titel „the fat book“ (2014-18, Nr. 395), verwendete Kircher ein altes Registrierbuch aus dem Jahr 1921. Dieses würde mit seinen 756 Seiten und einer Größe von 74 x 42 cm schon alleine ein umfassendes Werk darstellen. Mittlerweile hat Kircher jedoch über 400 solcher Künstlerbücher produziert, die er mit einer fortlaufenden Zahl und einem Titel versieht.
Karolina Radenković
(…) Wenn das Buch vor einem auf dem Tisch liegt, ist es eine unerschlossene Welt. Man muss sich auf eine Erkundungstour begeben, um in das Werk einzutauchen. Es ist eine Reise voller Überraschungsmomente, auf jeder Seite tut sich Neues auf. Wegweisender Moment sind dabei die unzähligen Bild-Bild-Bezüge. Diese Interpiktorialität, die sich wie ein roter Faden durch the fat book zieht, bringt vielfache Verweise auf die großen Meisterwerke der Kunstgeschichte, die hier auf innovative und sehr persönliche Art vom Künstler interpretiert werden. Dies lässt sich anhand zahlreicher Beispiele aufzeigen. Man begegnet beispielsweise den Werken Jacques-Louis Davids, Vincent Van Goghs oder Pablo Picassos. Alle in Einklang gebracht mit den Arbeiten Markus Kirchers. Selbst das individuelle Empfinden, die Wahrnehmung des jeweiligen Betrachters und die stilistischen Merkmale außer Acht lassend, ist klar: the fat book ist ein Meisterwerk. Ein Meisterwerk der Handwerkskunst, ein Meisterwerk künstlerischen Schaffens, ein Meisterwerk, das die Zeit überdauern wird und eines, das ein Brücke schlägt: eine Brücke zwischen Tradition und Moderne.
Isolde Ernst